Rezension

Klaus Ebner

Physikstunde

Erzählungen

BoD-Books on Demand Norderstedt, ISBN 978-3-750423749

 

Wenn man nicht wüsste, was aus dem jungen Mann von einst geworden ist, der hier vor 35 Jahren mit leichter Hand und erstaunlich reif kurze Erzählungen schrieb, man würde ihm eine Zukunft als Schriftsteller voraussagen. Nun, nach vielen Veröffentlichungen macht er dieses Jugendwerk zugänglich, das es damals in nur wenigen Exemplaren als Kopierdruck gab.

„Physikstunde“: der innere Monolog schwankt zwischen dem verehrten Physiklehrer und der Mutter, die ihn zu Haushaltsaufgaben zwingen möchte, hin und her, und über seinem Haupt schwebt die Gefahr eines möglichen Stiefvaters.

„Bei der anderen“ ist ein Dialog in Andeutungen, ein echtes Minidrama mit Stoff zum Nachdenken.

Verliebt in Hellas muss schon der Gymnasiast gewesen sein. Und dass er nicht enttäuscht war vom realen Griechenland der achtziger Jahre ehrt ihn.

Der „Lancelot“ der Artussage – hier ist er mit seiner Abgebeteten Königin allein im leeren Raum, nackt. Sie wünscht sich ein Haus, das Haus wird zu klein, zuletzt kommt man in ein Schloss, und rundherum sind Gäste, alles was Rang und Namen hat. Doch sie finden zurück in die Umarmung, und „außer ihnen war nichts“ – ein sehr schöner Text!

Der Kaiser: ein wenig erinnert die Geschichte an Edgar Allen Poe – doch welcher Autor hätte nicht schon einmal in einem Alptraum gesehen, wie sein Werk vernichtet wird, und er kann nichts dagegen tun, denn er ist gefesselt von einer bösen Macht (vielleicht von einem  Kritiker?)

Begegnungen in U Bahn und Schnellbahn haben es in sich, dass sie aufmerksame Beobachter zu Geschichten über Menschen in ihrer Umgebung anregen. Und Ähnlichkeiten, reale oder imaginierte setzen einen Gedankenstrom in Bewegung, der sich zu einer Geschichte auswächst. Ein Name, plötzlich erinnert,  zeigt uns ein ganzes Schicksal.

Diese Talentprobe von einst hat es verdient, nun in schöner Gestaltung nochmals den Lesern zugänglich gemacht zu werden und wir wünschen ihr eine freundliche Aufnahme.

 

Rezensentin: Elfriede Bruckmeier

Zurück