Rezension

Josefa Plank

Kinderlieb

Vier Lesetheaterstücke

Edition scribere & legere im AndreBuch Verlag, Wien 2020. 188 Seiten

ISBN 978-3-942469-94-4

 

Genüssliche Unterhaltung, mit einem Schuss Psychotherapie, sprich Selbsterfahrung, und ein Stamperl Ernst wie ein Magenbitter … kann denn so was Lektüre sein? Wenn die Autorin Josefa Plank heißt, dann geht das auf kongeniale Weise zusammen. Die Autorin vereint ja auch zwei Berufe in einer Person, die wohl Berufung waren und sind: Sozialpädagogin und Schriftstellerin. „Kinderlieb“ betitelt sie die Sammlung der Theaterstücke, die sie in der Edition scribere & legere publiziert hat. Vier Lesetheaterstücke steht im Untertitel, aber diese Stücke wollen eigentlich auf die Bühne gebracht werden. Eine Inszenierung auf den Brettern, die die Welt bedeuten, spielts aber momentan ohnehin nicht. Darum sei gesagt: Besser Kopftheater und Leselust!

Die Stücke sind in Wien und Umgebung zu Beginn der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts verortet, sind aber brennend aktuell. An den Fragen des Menschen per se hat sich Verlauf der Geschichte nichts geändert: „Warum bin ich hier auf Erden? Warum haben mich meine Eltern in die Welt gesetzt? Warum gibt es Eltern, die überhaupt keinen Sensor für Kindererziehung (= keine natürliche Erziehungskompetenz) haben? Warum finden sich zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft und nennen das dann Liebe? Warum ist manches so hundsgemein? Warum ist das Glück ein Vogerl? Die Klammer, die diese Fragen hinten und vorne zusammenhält heißt Fragezeichen.

Josefa Plank ist wohl eine Menschenkennerin, soziale Schichten und Milieus sind ihr vertraut. Die Figuren ihrer Stücke sind aus dem Holz der Realität geschnitzt. Sie lässt ihre Charaktere schichtspezifisch im Dialekt oder in der sogenannten Hochsprache reden. (Die Dialektpassagen sind als Fußnoten ins Standarddeutsche übersetzt.) Jede, jeder redet, wie ihm, wie ihr, der Schnabel gewachsen ist. Nestroy lässt grüßen!

Gelegentlich taucht schon einmal der pädagogische Zeigefinger auf, verschwindet aber sofort wieder hinter dem wahrlich sinnstiftenden Humor, der besagt, dass alles Leben so tierisch ernst ist, dass es doch lebenslänglich zum Lachen ist.

Wer wissen möchte, warum u.a. ein Tierarzt Dr. Hans Cerny, eine elegante Dame namens Irene Fischer und eine Helene Brabetz, Besitzerin des Marktcafés neben anderer vielfältiger Personnage gemeinsam auftreten, besorge sich das Buch – es ist wirtschaftlich erschwinglich – mache es sich in der Leseecke gemütlich und lese mit Erkenntnisgewinn! Inhaltlich soll deshalb nichts verraten werden!

 

Rezensentin: Doris Kloimstein

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